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Editorial: Kinder und Jugendliche in Bibliotheken und Medienforschung

Editorial: Children and young people in libraries and media research

Published onMar 14, 2022
Editorial: Kinder und Jugendliche in Bibliotheken und Medienforschung

„We all want the best for youth. Today’s teens are part of a globally competitive society and need support and guidance to help them thrive as individuals and engaged citizens.“ (Trouern-Trend, 2015, S. 4) Diese Prämisse liegt der Arbeit der amerikanischen Young Adult Library Services Association (YALSA) zu Grunde. Die 1957 ins Leben gerufene Vereinigung hat sich zum Ziel gesetzt, Wege zu finden, gute Angebote für „teen customers“ zu finden. Dazu gehören Bereiche wie „Leadership and Professionalism, Knowledge of Client Group, Communication, Marketing and Outreach, Administration, Knowledge of Materials, and Access to Information and Services“. (Trouern-Trend, 2015, S. 4) In dieser in den USA verbreiteten Sicht der Benutzenden als Konsument:innen werden auch Jugendliche zu Konsument:innen. Einen anderen Diskurs kann man in Europa erkennen, wo etwa betont wird, dass Bibliotheken für Jugendliche gerade kein kommerzieller Ort seien und kein Konsumzwang bestehe: „Damit verfügen [Bibliotheken] über beste Voraussetzungen, um sich als Treffpunkt und Verweilort zu etablieren – mit entsprechenden Angeboten und Einrichtungen“. (Hilty & Egli, 2013) So unterschiedlich die Herangehensweisen auch sind, es scheint unbestritten, dass Jugendliche eine eigene Anspruchsgruppe bilden, wie etwa Kerstin Keller-Loibl beschreibt: „Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie und der Freizeit- und Medienpädagogik zeigen, dass das Jugendalter eine eigenständige Lebensphase ist und sich das Freizeit- und Medienverhalten junger Menschen von anderen Altersgruppen unterscheidet. Spezifische Angebote für Jugendliche sollten deshalb in keiner Bibliothek fehlen“. (Keller-Loibl, 2016, S. 212)

Eine Hilfe, wie Bibliotheken mit Kindern und Jugendlichen umgehen könnten, stellt die UN-Kinderrechtskonvention dar, die 1990 verabschiedet wurde. Ausser den USA haben alle Staaten der Erde die Konvention unterzeichnet. Darin werden die fundamentalen Rechte von Kindern und Jugendlichen festgelegt, unter anderem auch das Recht auf Bildung, Freizeit und Information. Auch die IFLA Division E „Libraries for Children and Young Adults Section“ beruft sich auf die Konvention. (IFLA, 2018)

Ein konkretes Beispiel, wie diese Konvention im Bibliotheksalltag umgesetzt werden kann, beschreibt Ann Catrine Eriksson vom Swedish Arts Councel. Sie schildert die Erarbeitung des Modells durch verschiedene öffentliche Bibliotheken in Mittelschweden und dessen Umsetzung in der Region Sörmland, wofür sie 2020 den Preis des Schwedischen Bibliotheksverbands erhielt.

Sibylle Rudin illustriert die Einbindung von Jugendarbeitenden in den Bibliotheksalltag. Was 2012 als Krisenintervention begann, entwickelte sich über die Jahre zu einem integralen Angebot der Bibliothek. Die Kooperation der Basler GGG Stadtbibliothek mit der Jugendarbeit Basel stellt gemäss der Autorin sicher, dass mit Fachwissen und Kompetenz für pädagogische und sozialintegrative Aspekte an die Jugendlichen herangetreten wird. Der Bericht zeigt deutlich, dass eine Bibliothek alleine den gesellschaftlichen Herausforderungen nur in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen Herr werden kann. Der professionelle Austausch mit staatlichen Stellen einerseits sowie mit privaten Sponsoren und Vereinen andererseits erscheint hier als Erfolgsrezept.

Die Beschäftigung mit Kinder- und Jugendmedien ist allerdings bei Weitem nicht nur auf Bibliotheken beschränkt. Vielmehr ist ein Netzwerk an Institutionen und Kooperationen entstanden, das hier nur andeutungsweise skizziert werden kann. Literaturproduktion, Forschungseinrichtungen und spezialisierte Bibliotheken oder Ludotheken (Rutishauser & Tham, 2021) arbeiten auf verschiedenen Ebenen zusammen. Eine eindrückliche Vermischung aller Komponenten stellen die Kinderbuchsammlungen des Schweizerischen Instituts für Kinder- und Jugendmedien SIKJM dar. Neben renommierten Sammlungen etwa des Erbes der wohl berühmtesten Schweizer Kinderbuchautorin Johanna Spyri (1827–1901) wird auch die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte des Heidi-Stoffes dokumentiert, inklusive Heidi-Puppe, japanischen Essstäbchen oder Briefmarken. Das SIKJM ist mit der Universität Zürich assoziiert und Mitglied der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Präsenzbibliothek richtet sich an Forschende und Studierende, Autor:innen und Künstler:innnen, oder etwa an Personen, die in der Leseförderung arbeiten, nicht aber an Kinder.

Ähnliches gilt für das Institut für angewandte Kindermedienforschung IfaK an der Hochschule der Medien Stuttgart. Greta Dorst et al. legen dar, wie das Institut zu einem Kompetenzzentrum hinsichtlich des Medienkonsums von Kindern werden soll. Die im Beitrag vorgestellten Schwerpunkte sind Hörmedien sowie Trendforschung mit der Zielgruppe Pädagog:innen. Weitere Themen werden in Workshops auch an Eltern vermittelt. Bereichert wird das Angebot durch die Sammlung von historischen Objekten wie Kindergrammophone, -schreibmaschinen und -medien. Erste Forschungsergebnisse liegen zur Geschichte der Kinderunterhaltung vor.

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